Drei Biergläser von Störtebeker stehen nebeneinander, gefüllt mit Bier in drei Helligkeiten: hell, bernsteinfarben und dunkel. Im Hintergrund wachsen hohe, unscharfe Gräser.

Rund ums Bier

Craftbier - Bier-Revolution im Glas

„In jeder Flasche Craftbeer steckt nicht nur Hopfen, Malz und Hefe – sondern auch Herzblut, Neugier und der Mut, anders zu sein“.

Der Begriff Craftbeer stammt ursprünglich aus den USA und setzt sich aus dem englischen Wort „Craft“ für Handwerk und „Beer“ zusammen. Craftbeer ist eine Sammelbezeichnung für Biere, die nicht großindustriell, sondern handwerklich in eher kleineren Brauereien hergestellt werden. Diese Biere zeichnen sich zum Beispiel durch spannende Mischungen besonderer Rohstoffe (wie zum Beispiel Aromahopfen) oder dadurch aus, dass regional untypische Bierstile aufgegriffen und neu interpretiert werden.

Die Idee des Craftbeers fand ihren Ursprung an der Westküste der USA. Ende der 1970er bildete sich die Craftbeer-Bewegung als Protest-Reaktion auf einen Biermarkt, der von wenigen Großbrauereien wie Anheuser-Busch, Miller und Coors kontrolliert wurde. Diese Brauereien produzierten oftmals nur ein Bier in großen Mengen, wodurch die Biervielfalt immer weiter schrumpfte.
Vor allem in Kalifornien kam unter den Brauern die Idee auf, zurückzukehren zu traditionellen Rezepten, echter Handwerkskunst und neuen Geschmackserlebnissen. Die kreative unabhängige Mentalität der Region mit ihrem Start-up-Geist und dem Drang zur Selbstverwirklichung prägten die Entwicklung der Craftbeer-Bewegung entscheidend. Ein weiterer Aspekt, der der Bewegung erst richtigen Aufschwung gab, war die im Jahre 1979 in Kraft tretende „Homebrewing“ Legalisierung, mit der es überhaupt erst möglich wurde, zu Hause eigenes Bier zu brauen. Immer mehr Menschen wurden Hobbybrauer und begannen, mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und Zutaten zu experimentieren.

Craftbeer bedeutet jedoch nicht nur, beliebige Zutaten dem Bier beizufügen, sondern auch regional untypische Bierstile neu zu interpretieren - so auch bei dem bekanntesten Bierstil der Craftbeer-Bewegung dem Pale Ale. Dies stammte ursprünglich aus England und war seit dem 18. Jahrhundert einer der beliebtesten Bierstile Englands. Aus dem klassischen Pale Ale machte die Sierra Nevada Brewing Company ein Pale Ale im amerikanischen Stil. Sie fügten dem Bier im Lagerbereich eine besondere Aromahopfensorte hinzu. Das sogenannte Hopfenstopfen oder auch Kalthopfen war erfunden. Dieses Verfahren gehört mittlerweile zum Standard vieler Handwerksbrauereien (wie auch der Störtebeker Braumanufaktur) und bringt spannende neue Aromen nach Zitrusfrüchten, Beeren, Kräutern oder auch Harz ins Bier.

Im Gegensatz zu den USA, gibt es in Deutschland keine klare und präzise Definition für den Begriff Craftbeer. Hierzulande ist der Begriff eher ein Synonym für besondere Bierspezialitäten, die meist nicht unter das Reinheitsgebot fallen. Eine Brauerei wird hier jedoch nicht nur durch ein einzelnes Bier zur Craftbeer-Brauerei, sondern auch durch ihre Philosophie, die Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation verbindet.

Das Phänomen Craftbeer wurde erst in den 2010er Jahren populär in Deutschland und entwickelte sich, ähnlich wie in den USA, schnell zum Trend unter Hobbybrauern.
Doch nach und nach griffen sowohl kleinere, als auch große Brauereien den Trend auf. Craft hielt Einzug in die Getränkewelt der Republik. Vor allem hopfenbetonte Spezialitäten wie Pale Ales oder IPAs erfreuten sich wachsender Beliebtheit.

Mittlerweile ist der Craftbeer-Hype jedoch abgeflaut. Durch Krisen, steigende Produktionskosten und Inflation haben es gerade kleinere Brauereien schwer, weiterhin am Markt zu bleiben. Nicht selten schließen sich sogar ganz die Tore der Sudhäuser.
Nur wenige Spezialitätenbrauereien konnten und können sich auf lange Sicht durchsetzen. Doch egal, wie die Entwicklung weitergeht: Craftbeer hat es geschafft, dass wieder mehr über Bier gesprochen wird. Bier ist eben nicht gleich Bier. Mit über 150 Bierstilen weltweit ist die Vielfalt enorm und Craft hat es geschafft, dass diese Vielfalt wieder stärker geschätzt wird.

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